Die Nachteile des Mammographie-Screenings

Ein Artikel, der in der Online-Version von JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde, unternimmt den Versuch, die Nachteile und Schäden, die dem Mammographie-Screening zugeschrieben werden können, zu quantifizieren.

  • Marianne Heukenkamp
  • geschrieben am: 02.01.2014
  • Autor: M. Heukenkamp
  • gelesen: 6320 mal, zuletzt von Gast

Vor- und Nachteile des Mammographie-
Screenings bezogen auf 1.000 Frauen
AuntMinnie

Falsch-positive Befunde und Überdiagnosen überweigen

In einem aktuellen Artikel befasst sich AuntMinnie, die Internet-Plattform für Radiologie und medizinische Bildgebung, mit den Positionen der Mammographie-Kritiker. Dr. Gilbert Welch vom Dartmouth Institut für Gesundheitspolitik und Klinische Praxis hat sich schon mehrfach kritisch zum wirklichen Nutzen des Mammographie-Screenings geäußert angesichts des Risikos der Überdiagnose. Da es aber schwierig ist, die Fälle an Überdiagnose zu beziffern, beschlossen Dr. Welch und sein Kollege Passow, anhand von Studiendaten, die aus verschiedenen Studien stammen, einen Versuch der Quantifizierung für die Altersgruppe 40 bis 60 Jahre zu unternehmen.

Untersuchungskriterien dabei waren:

  • die Reduktion der Brustkrebssterblichkeit
  • falsch-positive Befunde
  • Überdiagnose

Die Ergebnisse wurden dann hochgerechnet auf eine hypothetische Patientinnengruppe von 10.000 Frauen und einen Screening-Zeitraum von 10 Jahren.

Die Ergbnisse fassten die Autoren der Studie in einer Übersicht zusammen (siehe Bild).

Es zeigt sich, dass die Reduktion der Sterblichkeit in einem sehr ungünstigen Verhältnis zur Zahl der falsch-positiven Diagnosen und der Überdiagnosen steht. Und dass die beiden letzteren eines der Hauptergebnisse des Screenings sind.
Ein Problem dabei ist, dass die Röntgen-Mammographie nur einen Knoten zeigt, aber keine Schlüsse über die Natur des Knotens zulässt. So werden nach den Ergebnissen der Mammographie Krebsarten operiert und die Frauen anschließend chemo- und strahlentherapeutisch behandelt, selbst wenn dieser Krebstyp gar nichts so hätte behandelt werden müssen. Das bedeutet hohen psychischen Stress für die Frauen und Kosten für das Gesundheitssystem.

Das die Daten aber noch nicht ausreichend belastbar sind, schlagen die Autoren weitere und genauere Studien vor, die die Ergebnisse erhärten oder in Frage stellen können.