USA: Brustkrebs-Screening als Kostentreiber

Eine eben veröffentlichte Studie aus den USA zeigt, dass die neuen Technologien, die beim Brustkrebs-Screening eingesetzt werden, die Gesundheitskosten deutlich ansteigen lassen.

  • Marianne Heukenkamp
  • geschrieben am: 09.01.2013
  • Autor: M. Heukenkamp
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Hohe Screeningkosten

Die Kosten für das Brustkrebsscreening sind aufgrund der Einführung neuer Technologien wie der digitalen Vollfeld-Mammografie und der computergestützten Erkennung (computer-aided detection ([CAD]) in den USA nachweislich deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die jetzt im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht wurde. Im Untersuchungszeitraum 2006-2007 wurden von Medicare, der staatlichen Krankenversicherung für ältere Menschen, mehr als 1 Mrd. Dollar pro Jahr für das Screening ausgegeben, wobei, das heben die Autoren hervor, mehr als die Hälfte davon für die Untersuchung von Frauen, die älter als 75 Jahre waren. Für sie sei nach den bestehenden Richtlinien ein solches Screening gar nicht empfohlen.

Darüber hinaus gebe es keine Untersuchungen über die Vor- und Nachteile des Mammmographie-Screenings in dieser Altersgruppe, schreibt Dr. Cary Gross, Mitautor der Studie und Professor für Medizin an der Yale University: „Das verstärkt die Notwendigkeit, Belege dafür zu erarbeiten, um eine Grundlage sowohl für klinische als auch für grundsätzliche Entscheidungen zu erhalten.

Neue Technologien treiben die Kosten hoch

Die Wissenschaftler hatten Medicare-Daten von 137.274 Frauen zwischen 66 und 100 Jahren aus den Jahren 2006-2007 ausgewertet, die bis dahin nicht an Brustkrebs erkrankt waren. Für die Auswertung wurden das Alter, regionale und soziale Unterschiede herangezogen. Insgesamt waren im Untersuchungszeitraum mehr als 1 Mrd. Dollar jährlich für das Brustkrebs-Screening ausgegeben worden, davon 410 Mio. für Frau über 75. Es zeigten sich deutliche regionale Unterschiede – dort, wo modernere Technologien (z.B. die digitale Mammographie) im Screening zur Anwendung kamen, lagen die Kosten deutlich höher. Es sei aber völlig ungeklärt, ob der Einsatz dieser neueren und teureren Technologie auch zu höheren Früherkennungsraten geführt hätte.

Da in der Radiologie immer mehr digitale Technologie eingesetzt wird, wird die digitale Mammographie sich bald durchgesetzt haben“, schreiben die Autoren. „Unsere Resultate legen nahe, das Kosten und Effektivität solcher Entwicklungen unverzüglich und streng evaluiert werden sollten; höhere Kosten und neue Möglichkeiten führen nicht notwendig zu besseren Ergebnissen.

Ethische Aspekte

In einem Begleitwort zur Studie kommentierten Dr. Jeanne Mandelblatt vom Krebszentrum der Georgetown University und weitere Kommentatoren die Ergebnisse: Während die rechtzeitige Diagnose und Behandlung von Brustkrebs vielleicht nicht zu einer Lebensverlängerung bei ältern Frauen führen würden, so doch zu einer Verbesserung ihrer Lebensqualität. „Die eigentliche Frage, die von der Studie aufgeworfen wird und die beantwortet werden muss, ist, welchen Wert wir (als Gesellschaft) dem Leben jeder einzelnen Person oder jeder Gruppe beimessen.

Ein Abstract der Studie wurde in der Online-Ausgabe des Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht. Das Journal of the American Medical Association ist eine international renommierte und verbreitete medizinische Fachzeitschrift, die seit 1883 erscheint.