Magnetresonanztomographie sagt chronischen Rückenschmerz voraus
Amerikanische Hirnforscher können mit Hilfe der Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI), einer Variante der MRT, vorhersehen, ob bei Patienten ein akuter Rückenschmerz zu einem chronischen wird
Schmerzwahrnehmung ist individuell
Es ist seit längerem bekannt, dass Schmerz und Schmerzwahrnehmung individuell sehr unterschiedlich sind. Vania Apkarian von der Feinberg School of Medicine in Chicago hat Gehirne von Patienten mit Rückenschmerzen (Lumbalgie) mehrfach per Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) untersucht, um herauszufinden, welche Veränderungen sich im Gehirn nachweisen ließen, je nachdem, ob aus dem akuten Rückenschmerz ein chronischer geworden, oder ob der Schmerz abgeklungen war.
Chronischer Rückenschmerz verändert das Gehirn
Wie im Ärzteblatt berichtet wird, ist der Chicagoer Hirnforscher überzeugt, dass das Gehirn darüber entscheide, ob aus einem akuten Rückenschmerz ein chronischer werde oder eben nicht. So hat Apkarian in früheren Studien nachgewiesen, dass das Gehirn von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen sich verändert. Die Veränderungen traten in Hirnregionen auf, die an der Wahrnehmung, Deutung und Verarbeitung von Schmerzen beteiligt sind, nämlich der Insula und dem Nucleus accumbens. Eine hirnphysiologische Fehlsteuerung könnte damit zu einem Vorgang des Schmerzlernens führen, der wiederum den Rückenschmerz chronisch werden lasse.
Gehirn entscheidet sofort über Schmerzchronifizierung
In einer aktuellen Studie mit insgesamt 46 Patienten mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) konnte der Forscher nun sogar nachweisen, dass gleich beim Auftreten der Lumbalgie im Gehirn jene Veränderungsprozesse vorgehen könne, die zu einem Chronischwerden der Schmerzen führen. Bei 24 Patienten einer Patientengruppe mit akutem Rückenschmerz zeigten sich Veränderungen, wie sie für das Entstehen chronischer Schmerzen bezeichnend sind. In einer Vergleichsuntersuchung mit 22 weiteren Patienten traten dieselben Veränderungen auf. Die Vorhersagequalität lag bei einer Genauigkeit von 4:1, d.h. in 4 von 5 Fällen war die Prognose über die Chronifizierung richtig.
Das Ärzteblatt merkt zu Recht an, dass eine Studien mit 46 Patienten nicht klinisch relavant sei. Darüber hinaus müsse man sich die Frage stellen, ob die Erkenntnisse für therapeutische Maßnahmen relevant werden könnten, z.B. für den Einsatz von Medikamenten, die einer Chronifizierung entgegenwirkten.Die Studie wurde unter dem Titel "Brain white matter structural properties predict transition to chronic pain" in PAIN, der Zeitschrift der International Association for the Study of Pain, veröffentlicht.