Ganzkörper-Computertomographie rettet Leben von Schockpatienten

Eine Studie der Forschungsgruppe „Polytrauma“ am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hat in einer Studie nachgewiesen, dass die Überlebensrate von Patienten, die im Zustand des Kreislaufschocks per Ganzkörper-CT untersucht werden, um 25% höher liegt, als bei solchen, die nicht untersucht wurden.

  • Marianne Heukenkamp
  • geschrieben am: 30.07.2013
  • Autor: M. Heukenkamp
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Patienten, die nach einem Unfall in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert werden, müssen schnellstmöglich behandelt werden. Stehen sie dazu noch unter Schock, einem lebensbedrohlichen Zustand, bei dem der Kreislauf zu  kollabieren droht, so ist es bislang nicht üblich, sie per Ganzkörper-CT auf ihre Verletzungen hin zu untersuchen, weil dadurch wertvolle Behandlungszeit verloren gehe, so die verbreitete Auffassung. Die Multicenter-Studie „Whole-Body CT in Haemodynamically Unstable Severely Injured Patients – A Retrospective, Multicentre Study“ belegt nun das Gegenteil.

Kurze CT-Untersuchung – deutlich höhere Überlebenschancen

Die Forschungsgruppe „Polytrauma“ am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hat in Auswertung des TraumaRegisters® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) die Daten von 16.719 schwerverletzten Patienten aus Kliniken in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Slowenien analysiert. Dabei wurden die tatsächliche und die erwartete Sterblichkeitsraten von schwerstverletzten Patienten mit und ohne Ganzkörper-Computertomographie verglichen: Die Patienten wurden in drei Gruppen aufgeteilt: 1. Patienten mit schwerem Kreislaufschock, 2. Patienten mit moderatem Schock und 3. Patienten ohne Schock. 9.233 Patienten (55 Prozent) wurden nach Klinikeinlieferung mittels Ganzkörper-Computertomographie untersucht, eine Prozedur, die heute zwischen drei und sechs Minuten dauert. 1.821 (11 Prozent) Patienten waren im schweren Schock und 4.280 (26 Prozent) im moderaten Schock. Das Ergebnis: Patienten, die im Schock mittels Ganzkörper-CT untersucht wurden, zeigten deutlich niedrigere Sterblichkeitsraten: es kam es zu einer Erhöhung der Überlebenschance von mehr als 25 Prozent.

CT liefert genaue Diagnose

Eine Ganzhörper-CT liefert den Ärzten die Kenntnis des kompletten Verletzungsmusters des Patienten und wird damit diagnostische Voraussetzung einer lebensrettenden, zielgerichteten Therapie. Stark blutende Verletzungen können genau lokalisiert und behandelt werden. Außerdem kann die Verletzung, die zu der instabilen Kreislaufsituation am meisten beiträgt, am besten und schnellsten aufgedeckt und behandelt werden.
Priv.-Doz. Dr. Stefan Huber-Wagner von der Klinik für Unfallchirurgie des Klinikums rechts der Isar: „Bereits heute wird im Rahmen der durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) initiierten Traumanetzwerkbildung für ein überregionales bzw. regionales Traumazentrum die 24-Stunden-Verfügbarkeit einer Ganzkörper-Computertomographie in Schockraumnähe gefordert. Der Trend wird sicherlich dahin gehen, noch leistungsstärkere Computertomographen baulich in den Schockraum zu integrieren.


Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin PLOS ONE am 24. Juli online veröffentlicht.