Medizintechnikmarkt in Polen wächst
Polens Markt für bildgebende Diagnostik wird nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens PMR bis 2012 kumuliert um 16 Prozent zulegen. Nach Umsätzen im Jahr 2010 in Höhe von 674 Mio. Zloty (Zł) dürfte 2012 die Marke von 1 Mrd. Zł übersprungen werden. Wachstumsstütze wird der private Sektor sein, der infolge der Krise nur vorläufig seine Ausgaben für entsprechende Diagnosegeräte eingeschränkt hat. Dagegen blieb die Nachfrage öffentlicher medizinischer Einrichtungen weitgehend stabil.
Der Artikel von Heiko Steinacher ist in der aktuellen Ausgabe der MTD 2/11 erschienen. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der MTD-Verlag GmbH.
Der Umsatz mit medizintechnischen Ausrüstungen insgesamt betrug 2009 in Polen gut 5,1 Mrd. Zł (umgerechnet 1,2 Mrd. Euro; 1 Euro = 4,3276 Zł – Jahresdurchschnitt 2009). Schätzungen für 2010 reichen bis zu 6 Mrd. Zł.
Zu einem wichtigen Nachfragemotor haben sich in den letzten Jahren private Gesundheitszentren entwickelt. Diese können vor allem dank der dynamischen Entwicklung sogenannter medizinischer Abonnements punkten, bei denen Kunden für einen monatlichen Pauschalpreis verschiedene Dienstleistungspakete erhalten. In diese können – je nach Angebot – einfache Grunduntersuchungen bis hin zu komplizierten medizinischen Behandlungen enthalten sein.
Beobachter erwarten in den nächsten Jahren eine Belebung der Nachfrage nach diagnostischen und anderen medizintechnischen Apparaten vor allem seitens privater Betreiber. Da Privateinrichtungen längst nicht mehr nur im Bereich der Tageschirurgie mit dem öffentlichen Gesundheitssektor konkurrieren, entschließen sich führende Anbieter wie die Lux-Med-Gruppe, Medicover und Enel-Med neben neuen Ambulanzen immer öfter auch für den Bau eigener Krankenhäuser.
Beispiele hierfür sind das Sankt-Rafael-Krankenhaus von Scanmed in Krakow (150 Betten), das seit seiner Inbetriebnahme im Herbst 2009 Leistungen in den Bereichen Orthopädie, allgemeine und plastische Chirurgie anbietet (nach seinem geplanten Ausbau voraussichtlich auch kardiochirurgische), sowie das Hospital von Medicover im Süden Warschaus (180 Betten, Ausbau um weitere 90 angestrebt; Fachbereiche: Gynäkologie, Geburtshilfe, Pädiatrie, Innere Krankheiten, Angiologie, Kardiologie, Chirurgie), das im Juli 2009 seinen Betrieb aufnahm.
Medicover ist auch Miteigentümer am Carolina Medical Center, das Anfang 2010 eine Klinik (34 Betten) in Polens Hauptstadt eröffnete. Hier steht die Behandlung orthopädischer Sportverletzungen im Mittelpunkt. Auch andere Anbieter zieht es vornehmlich nach Warschau. So hat Lux-Med, Polens größter Gesundheitsdienstanbieter, dort im August 2010 eine tageschirurgische Ambulanz eröffnet.
Auch die staatlichen Ärzte- und Krankenhäuser in Polen müssen hohe Summen investieren. Zum einen wegen der Überalterung vorhandener medizinischer Ausrüstungen, zum anderen wegen geringer Bestände: Während derzeit in Polen ein Magnetresonanz-Gerät für 230.000 Einwohner zur Verfügung steht, beläuft sich der entsprechende Durchschnitt in den Staaten der EU-15 auf einen Apparat für 100.000 potenzielle Patienten.
Darüber hinaus sind öffentliche Gesundheitseinrichtungen nach einer bisher geltenden Verordnung verpflichtet, bis spätestens Ende 2012 die Standards der EU im sanitär-hygienischen Bereich zu erfüllen. Allerdings will das Warschauer Gesundheitsministerium diese Frist nach einem im Sommer 2010 vorgelegten Gesetzentwurf bis 2016 verlängern. Nach Ressortangaben bedeutet das für die Krankenhäuser Aufwendungen in Höhe von ca. 10 Mrd. Zł für notwendige Modernisierungen und neue Medizintechnik.
Auch mit Regierungsgeldern geförderte Gesundheitsprogramme, zum Beispiel gegen neoplastische Erkrankungen, welche die Möglichkeiten zur Prophylaxe, Früherkennung und zur Verbesserung der Diagnosequalität verbessern sollen, dürften den Kauf von Kernspintomografen und PET/CT-Geräten ermöglichen. Für den Kauf bildgebender Diagnostiksysteme, darunter Magnetresonanz-, PET/CT-Apparate und Zyklotrone, haben in den letzten drei Jahren mehr als 20 Gesundheitseinrichtungen Fördermittel aus Polens Zentralhaushalt erhalten. Darüber hinaus konnten allein im Jahr 2009 über 60 Ultraschallgeräte mit Spendengeldern der WOSP-Stiftung geordert werden.
(Quelle: German Trade & Invest, GTAI; Heiko Steinacher)