Phasenkontrast-Röntgen auf dem Weg zur klinischen Anwendung

Auf dem 1. Interdisziplinären Europäischen Symposium zur biomedizinischen Anwendung der Phasenkontrast-Bildgebung wurden die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten des Verfahrens vorgestellt und diskutiert.

  • Marianne Heukenkamp
  • geschrieben am: 06.02.2012
  • Autor: M. Heukenkamp
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Das vor wenigen Jahren entwickelte Verfahren der Phasenkontrast-Bildgebung mit Röntgenstrahlen eröffnet neue Möglichkeiten für die medizinische Diagnose und Therapie von Krankheiten, bei denen es auf Früherkennung ankommt. Mit seiner Hilfe nämlich lassen sich Aufnahmen aus dem Körperinneren erstellen, die um ein Vielfaches genauer als herkömmliche Röntgenbilder sind. Darüber hinaus ermöglicht das Phasenkontraströntgen nicht nur die Abbildung von Körperstrukturen, die die Röntgenstrahlung stark absorbieren wie z.B. Knochen, sondern auch die Darstellung von weicheren, weniger stark absorbierenden Gewebsstrukturen. Damit kann das das Verfahren anderen Bildgebungsverfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT) oder dem Ultraschall Konkurrenz machen, mit denen das Röntgen in der Darstellung von Weichteilgewebe im Körper bislang nicht mithalten konnte.

Möglich wurde das Phasenkontrast-Röntgen, indem die Physiker die Eigenschaft der Brechung von Wellen beim Eintritt in und Austritt aus Medien mit unterschiedlicher Dichte für die Bidgebung ausnutzten. Auf diese Weise können z.B. Gewebsgrenzen sichtbar gemacht werden.  

Auf dem Symposium im Januar trafen sich 90 Physiker und Mediziner aus 11 europäischen Ländern. Die Veranstalter, Prof. Maximilian Reiser (Klinikum der LMU München) und Prof. Franz Pfeiffer (TU München), wollten mit der Veranstaltung die Physik und die Medizin miteinander ins Gespräch bringen, um die Überführung des Verfahrens in die klinische Praxis vorzubreiten. Denn noch wird die Phasenkontrast-Bildgebung nicht medizinisch genutzt. Die Ärzte sind an ihrer baldigen klinischen Anwendung sehr interessiert, da die Methode ein hohes diagnostisches Potential hat. Z.B. können kleinste Veränderungen im Gewebe wie etwa Knorpelschäden oder sehr kleine Tumoren sehr früh sichtbar gemacht und damit auch sehr früh behandelt werden. Außerdem verspricht das Phasenkontrast-Röntgen eine deutliche Reduktion der Strahlendosis im Vergleich zu bisherigen Röntgenuntersuchungen.

Prof. Franz Pfeiffer wurde für seine Forschungen zur Entwicklung der Phasenkontrast-Bildgebung mit Röntgenstrahlen im vergangenen Jahr von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) der Leibniz-Preis 2011 verliehen.