Computertomographie (CT) bei Kindern steigert Krebshäufigkeit

Eine aktuelle amerikanische Studie zeigt, dass CT-Untersuchungen bei Kindern, die jünger als 14 sind, durchgeführt insbesondere am Kopf oder Bauchraum und Becken, zu einer messbaren Steigerung der Krebshäufigkeit führen.

  • Marianne Heukenkamp
  • geschrieben am: 12.06.2013
  • Autor: M. Heukenkamp
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Hohe Strahlenbelastung in der CT

In den Vereinigten Staaten hat sich der Einsatz der Computertomographie (CT) als Diagnosemethode in der Kinderheilkunde in den vergangenen zwei Jahrzehnten etwa verdoppelt. Die Strahlendosis, denen die jungen Patientinnen und Patienten dabei ausgesetzt waren und sind, liegt deutlich höher als im konventionellen Röntgen (Radiographie), das Ärzteblatt beziffert einen Faktor von 100 bis 500.

Diana L. Miglioretti, Ph.D. von der Group Health Research Institute and University of California, Davis und ihre Mitarbeiter berechneten anhand der Daten aus sieben Gesundheitszentren die Dosiswerte, denen die Patientinnen und Patienten ausgesetzt waren und schätzten auf dieser Grundlage das zusätzliche Krebsrisiko ein.

Risiko größer für kleinere Kinder und für Mädchen

Das Erkrankungsrisiko bezogen auf die durchschnittliche Lebenserwartung lag bei jüngeren Kindern und bei Mädchen höher als bei älteren und bei Jungen. Das Risiko war auch größer bei Kindern, die einer CT-Untersuchung des Bauchraums (Abdomen) oder des Beckens unterzogen worden waren. Geschätzt wird, dass auf 300-390 CT-Untersuchungen des Beckens oder Bauchraumes bei Mädchen ein zusätzlicher, durch ionisierende Strahlung verursachter Krebsfall auftritt, einer je 330-450 Scans des Brustraums und einer je 270-800 Wirbelsäulen-Scans. Das Leukämie-Risiko liegt am höchsten bei unter 5-Jährigen, bei ihnen kommen durchschnittlich 1,9 Leukämiefälle auf 10.000 Hirn-CTs.

Die Autoren der Studie schätzen, dass die etwa 4 Mio. Computertomographien, die in den USA jedes Jahr bei Kindern vorgenommen werden, 4.870 künftige Krebserkrankungen hervorrufen werden.

Umdenken gefordert

Die Studie wurde im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlicht. In einem Editorial forden Mitherausgeber ein Umdenken in Sachen medizinische Bildgebung bei Kindern. „Die Verringerung der Strahlenexposition durch das Vermeiden nichtnotwendiger Untersuchungen und durch die Verwendung von Niedrigdosis-Untersuchungen hat hohe Priorität. […] Aber wir können noch mehr tun, um die Zahl der überflüssigen Scans, bei denen der Nutzen in keinem Verhältnis zum Schaden steht, und die Strahlenbelastung bei notwendigen Scans zu verringern. Das bedeutet einen Wechsel in unserem Umgang mit der Bildgebung und mehr Akzeptanz von medizinischen Diagnosen, die ohne Bestätigung durch die Bildgebung auskommen. Wir werden mehr zu einer Mentalität von „Beobachten und Abwarten“ übergehen und die Mentalität „ein weiterer Scan wird schon nicht schaden“ hinter uns lassen müssen."