Schilddrüsen-Ultraschall strenger auswerten

Eine amerikanische Studie, die den Zusammenhang zwischen Schilddrüsenkrebs-Fällen und Ultraschallergebnisse untersucht hat, ist zu dem Ergebnisse gekommen, dass mit einer strengeren Anwendung von Kriterien für die Auswertung der Ergebnisse etwa 90% der Biopsien vermieden könnten.

  • Marianne Heukenkamp
  • geschrieben am: 29.08.2013
  • Autor: M. Heukenkamp
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Kriterien systematisieren Ultraschall-Befunde

Die Studie wurde retrospektiv an den Daten von 8.806 Patienten aus dem California Cancer Registry, die zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 30. März 2005 11.618 Ultraschall-Untersuchungen der Schilddrüse durchlaufen hatten. Bei der Auswertung der Befunde fand die Leiterin der Studie, Dr. Rebecca Smith-Bindman von der University of California, San Francisco (UCSF), heraus, dass Krebs bei jenen Patienten aufgetreten war, deren Ultraschall-Ergebnisse wenigstens zwei der folgenden Kriterien erfüllt hatten:

  • die Knoten in der Schilddrüse enthielten Mikrokalkablagerungen
  • die Knoten waren größer als 2 cm
  • die Knoten wiesen eine feste Konsistenz (solid composition) auf

Dr. Rebecca Smith-Bindman: „Wenn wir Biopsien auf jene Knoten beschränken, die entweder Mikrokalkablagerungen aufweisen oder fest sind und auch noch größer als 2 cm, dann werden wir die meisten Krebsfälle entdecken. Bei den Patienten, die wir keiner Biopsie unterziehen, ist das Krebsrisiko sehr niedrig (weniger als 0,5 auf 100 Fälle). Dieses einfache Interpretationsschema kann damit Überwachung und Biopsien reduzieren.

Die klinische Praxis verbessern

In ihrer eigenen klinischen Praxis als Radiologin, die auch mit der Durchführungen von Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse befasst war, hatte Dr. Smith-Bindman festgestellt, dass es von den Kollegen ihre Faches ganz unterschiedlich gehandhabt wurde, ob und wann ein Patient mit Knoten in der Schilddrüse zu einer Biopsie überwiesen wurde. Keine der Regeln, auf die sie gestoßen war, konnte als evidenzbasiert gelten. Die Weiterentwicklung des Ultraschalls führte zu immer genaueren Befunden, ohne dass es klar war, wie damit umgegangen werden sollte. Das führte zur Entwicklung des Forschungsprojektes. Dr. Smith-Bindmann: „Eine immer größere Zahl von Patienten wurde zum Scbhilddrüsen-Ultraschall überwiesen, weil zufälligerweise bei anderen Untersuchungen Knoten in ihrer Schilddrüse entdeckt worden waren. Da wurde mir bewusst, dass mir nicht klar war, wie häufig solche Knoten auftreten und wie riskant sie sind. So war die Studie motiviert durch den Wunsch, die klinische Praxis zu verbessern.

Schilddrüsen-Operation zu häufig

Zum Hintergrund des Problems verweist das Ärzteblatt auf die Tatsache, dass die Zahl der Schilldrüsen-Operationen die der Krebsbefunde bei weitem übersteigt: „Die Überdiagnose und Übertherapie des Schilddrüsenkarzinoms ist ein bekanntes Problem. Am Anfang steht häufig ein Tastbefund, abnorme Laborwerte oder ein Zufallsbefund in Computer- oder Kernspintomographie. Der nächste Schritt besteht in einer Ultraschalluntersuchung. Wenn dort ein größerer Knoten gesehen wird, folgt in der Regel eine Feinnadelbiopsie, deren Ergebnis jedoch häufig ein Karzinom nicht ausschließen kann. Im Zweifelsfall wird operiert. Die Zahl der Schilddrüsenoperationen überragt die Zahl der Schilddrüsen­karzinome bei weitem.


Die Ergebnisse der Studie wurden am 26. August in JAMA (The Journal of the American Medical Association) veröffentlicht.